Karl Gottlieb August Schnabel schrieb 4 Jahre vor seinem Tod in einer Fleißarbeit seine Lebenserinnerungen auf 6 Seiten auf.

Ich habe sie originalgetreu abgeschrieben:


Stammbaum für Familie Schnabel

 

 

No. I

 

 

 

Soviel mir bekannt, war mein Großvater in Halle geboren, derselbe war Arbeiter und ist in den Jahren 1820-30 gestorben. Für Uhrkunden darüber sind in S. Marien oder S. Ulrich zu erfahren. Derselbe hatte de Spanischen Feldzug 1793 mitgemacht.

 

Mein Vater mit Vornahmen Johann Friedrich war Arbeiter größtenteils in der Onkonowicia?, ist von 1818 bis 1821 Soldat gewesen, und hat in Erfurt bei den 91.ten gedient. Derselbe war geb. den 22. Februar 1799 und ist gestorben den 3.März 1855 hier.

Meine Mutter mit Vornamen Sophie gebr. Büchner aus Wettin geb. den 16. November 1805 gestorben den 3. Juni 1856. Hier

Wir waren 4 Geschwister, der älteste Karl mit Vornahmen gebr. den 12. November 1830 gestorben den 18. Februar 1907 in Berlin. Derselbe hat von 1850 bis 64 beim Garde Schützen Battalerie in Berlien gedient, ist im Jahr 1864 als Sergant abgegangen, und bei dem Polizei.Präsitium als Sekretär bis zur seiner Pensionierung im Jahre 1895 oder 96 angestellt gewesen.

Meine älteste Schwester mit Vornahmen Wilhelmine verehelichte Hatz oder Hertz? Gebr. den 5. Oktober 1834 gest. den 6. April 1912 hier.

 

Meine jüngste Schwester mit Vornahmen Friederike verehelichte Appold, seit dem 16. Dezember 1880 verwittwet, wohnt in Neu-Köln Hohenzollerplatz 8 gebr. den 16. August 1843

Unser Bruder hat in seinen jungen Jahren nicht so viel Not brauchen zu erleiden, als wir jüngeren Geschwister. Denn Er war 16 Jahren schon so groß, stark und kräftig, das derselbe es mit jedermann aufnehmen konnte.

Beim Einrammen der Pfähle in beiden Saalearmen zum Bau der Eliesabeth und Luisenbrücke ist er mit unseren Vater mitte der 40 Jahre beschäftigt gewesen.

Auch bei Anlegung der Bahn nach Thüringen mussten hinter Ammendorf in der Aue zu 2 Brücken und bei Schkopau über die Saale zu einer Brücke Pfähle eingerammt werden, es wahr Ende der 40ziger Jahre.

Von 1850 bis zu seinem Tote war unser Vater wegen Nervenverschlag arbeitsunfähig.

 

 

 

              Seit Anfang dieses Monats geschrieben   Halle den 12. Juli 1921

              Hoffentlich das letzte Schriftstück. Großvater.

 

 

                                                                            

 

       No. II

     Mein Lebenslauf

Geschrieben in meinem 84ten Lebensjahr
9. Juli 1921. Ich habe bei der heiligen Taufe folgende Vornahmen erhalten. Karl Gottlieb August geb 24. Nov. 1937

Ich und meine Schwestern haben immer traurige Kindheit erlebt. Den ersten Untericht habe in der Vorschule bei Herrn Lehrer Schönleben, wohnhaft auf dem Katzerplan angefangen.
Von meinem 7.ten Lebensjahr habe ich die Armenschule in der neuen Prommenade früher (Städtischer Bauhof) bis zu meiner Konfirmation 1852 besucht. Ich habe aber schon den Sommer vorher gehandlangert, meine erste Arbeit war in Wörmlitz beim Gastwirt Rudlof, ein erster Geselle hieß Gottlob Segel und wahr:? Kassiermitglied?.

Juli 10. bis Oktober 1858 Dann habe ich bei Mstr. Heine gearbeitet und von 1855 bei denselben das Dachdeckerhandwerk erlernt.
Mein Gesellenstück habe ich im Botanischen gemacht, und bestand im Eindecken eines Holländischen Dachhauses.

Juli 11. und 12. Mein Meisterstück habe ich bei Herrn Fleischermeister Weber Schmeerstr. No.6 und Kuhgasse No. 8 ausgeführt, und bestand im Eindecken einer 7 mtr. langen Kuhle, welche ich trocken eingedeckt habe. Die Prüfungsmeister waren Mstr. Neumann und Sparig. Letzteren habe ich und Mstr. K. Kosch als Prüfungsmstr. Seine Arbeit kontrolliert. Mstr. K. Zander war Obermstr. Der Innung und musste jeder ein Mstr.Stück ausführen, andernfalls wurde derselbe aus der Innung ausgeschieden, und ging aller Rechte verlustig.
Ich habe meine Mstr.arbeit 1874 ausgeführt und bin seit derzeit Mitgl. der Innung.
                                                                                                                                A.Schnabel sen.

Den 5ten April 1863 habe wier uns verheiratet und sind in der Kirche zu S.Georgen getraut wurden. Auch Onkel Aleier mit seiner Wallherns Karline derselben Tag getraut. Unsere Ehe war eine glückliche, wo auch beiderseitig arm, so haben wir es doch zu etwas gebracht. Das unsere Mutter so ein langes und schmerzvolles Krankenlager hat müssen erleiden, hat Dir nicht sondern Gott hat uns 8 Gesund geborene Kinder geschenkt.

Emma geb. den 10. Mai 1863 August geb. den 3. Febr. 1866 gestorben den 16. Oktober 1900. Clara geb. 23. Juli 1869 Karl geb. den 22. Februar 1872. Anna geb. den 8. Mai 1874

Otto geb. den 4. März 1877 Ida geb. den 8. August 1879 gestorben den 6. Januar 1914

Das war des Anfangs unglücklichen 5 jährigen Krieges. Martha geb. den 21. Juni 1882 dieselbe hat sich den 14. Januar 1918? Mit dem Steinmetz Willi Mare verheiratet. Ist aber leider zu uns aller bedauern keine glückliche Ehe geworden. Wie schon bemerkt, war unsere Ehe eine sehr glückliche und haben wir Leid und Freud miteinander getragen. Böse Worte oder Schimpfereien sind in unser 47jährigen Ehe niemals vorgekommen, wie bei jenen ungebildeten und vornehmen Patron. P.L. welcher für seine Frau und Kinder nur immer die Schimpfwörter gebraucht Aas, dummes Aas so was kann nur Dir dummes Aas passieren.

                                                                                  Geschrieben 13. Juli 1921
                                                                                                    Großvater 


                                                             No. III Anhang

Ich bin den 25. Juli 1859 als Rekrut beim Ersatzbattalion No. 2 nach Magdeburg eingezogen, wo wir mehrere Monate auf den Fort Scharnhorst und Anger gedrillt worden. Dann kam das Battl. vor Pfingsten 1860 nach Wittenberg. Dasselbe Jahr den 4. Juli bekamen wir die Bezeichnung, 4es Magdeburgisches Iftr. Rgt. No. 67. Ich habe bis Sept. 1862, den letzten Sommer war ich Schwimmeister, und habemir 8 bis 10 Thaler erspart.

1863 verheiratet. 1866 den 5 Monatlichen Feldzug als Reservemann gegen Östereich mitgemacht.                                                                

 

Frankreich. Erinnerungen, vom Kriege

Im Feldzug gegen Frankreich 1870-71 als Landwehrmann im Juli zum Landwehr-Battalion No. 27 in Halle eingezogen. Da uns durch den französischen Gesanden Bennetetti dem Kaiser in Bad-Ems der Krieg erklärt wurde, aus dem Grunde, das kein Hohenzollern Prinz auf ewige Zeiten den Spanischen Königsthron besteigen dürfe, und dise und dieses freche Verlangen von Napoleon und seine Eugenie hat unser Alten Ehren Kaiser abgelehnt und dann Bennetetti die Tür gewiesen. Das war der Grund zu dem Kriege 1870-71.

Wir wurden hier vom Landwehrzeughaus Anfang Juli eingekleidet bekamen 2 paar Stiefel, 2 Hemden, paar Sohlen und Eisen, Flintenladegewehr, statt des Säbels, Stechpajonet in einer Lederscheide, 150 Stück Pattronen in Zinkblechbüchsen.

Nun wahren wir ausgerüstet und mußten uns am 16. Juli Marschfertig im Bürgergarten stellen, dann sind wir in drei Tagesmärschen in der Nähe von Torgau einquartiert es war gr. Rittergut (genannt die Last) und gehörte ein Herrn Poppe, dort waren wir nur kurze Zeit. Dann sind wir nach Leipzig marschiert wo wir 3 Tage Quartier bezogen, und sind auf dem Bairischen Bahnhof verladen worden und bis Edenkoben in Elsas gefahren, wo wir Ende Juli angekommen sind. Dort war das erste französische VerwundenLazaret wo wir die verschiedenen Rassen der fremd Völker gesehen haben.

Am 14. August sind wir über die Schlachtfelder bei Weifenburg marschiert, wo am 4.August die Schlacht und die Erstürmung des Geisberges, durch die zweite Westfälische Brigate commantiert von General Kötken Siegreich geschlagen ist. Es waren das 7 und 47 Rgt. Es sah noch schrecklich aus, denn wir hatten dort: Ranktebu:? in einem Gasthof welcher an der Strecke lag, waren im Hofe die Tornister berghoch aufgestapelt, desgleichen auch die Helme. Ich fand im Gartenzaun eine Lazaretverbandzeugtasche von den 47gern, und habe dieselbe unseren Stabsarzt abgegeben.Wie ich schon bemerkt, es sah schauderhaft aus. Da lagen zerschoßen Lavetten und Parkwagen haufenweis umher. Auch über das Schlachtfeld bei Wörth, welche am 6. August Siegreich geschlagen ist wir marschiert, die kleinen Festungen Longwie und Pfahlsburg haben wir inks liegen gelassen. Wir kamen in das Dorf Ercoruf ins Quartier, meine die 6. und 7. Comp. musten 1 Tag um den anderen auf Vorposten ziehen, lagen in einem ausgegrabenen Ackergraben als Schanze da schlugen die Geschoße vor und hinter uns ein, und sind gesund davongekommen. Mit College Albert Weisenbech habe ich dasselbe Quartier gehabt, auch in denselben Bett geschlafen, aber nie im Quartier gesehen, bloß bei Ablösung auf Vorposten. Wir wurden mitte Septbr. von einem Badnischen Landwehr Battalion abgelöst am 23. Septbr. hat Toul capituliert. Wir sind dann bis vor Paris nach Helun und Fontebleau marschiert, dort Quartier bezogen bis Silvester. Dann kam meine Comp. nach Mulesserbe kl. Städchen. Am 28.11.71 hat Paris capituliert, wir wurden, wir wurden den 18. März in ungnaden in Monkterau 10 Mann im Cope am 28. März kamen wir Mühde und verlaust hier an, die Freude war sehr groß.

                                                                                   Arbeit von mehreren Tagen.

                                                                                               Halle den 11.7.21 

                                                                                                Großvater Tschüß

 
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